Die zahlreichen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises haben viele Gesichter und bei mir zeigt sich Rheuma in Form von Morbus Bechterew sowie rheumatoider Arthritis in den peripheren Gelenken. Ein Leben mit Rheuma: Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Morgensteifigkeit sind nur drei Dinge, mit denen ich mich jeden Tag auseinandersetzen muss.

 

Dass ich damit nicht alleine bin zeigt sich schon an den mehr als 20 Millionen Betroffenen in Deutschland. Dabei sind nicht nur ältere Menschen vom Rheuma betroffen, auch bei jungen Erwachsenen oder gar Kindern können rheumatische Erkrankungen diagnostiziert werden.

 

Neben der Rheumatoiden Arthritis, bei der sich die Gelenke entzünden und dem Morbus Bechterew, der mit einer Versteifung der Wirbelsäule einhergeht, gibt es unter anderem die Fibromyalgie – den sogenannten Weichteilrheumatismus, die Gicht – eine Stoffwechselerkrankung, oder auch die Arthrose – also den Gelenkverschleiß. Als Autoimmunerkrankung ist Rheuma nicht heilbar – schließlich wendet sich die körpereigene Abwehr hier gegen sich selbst. Doch wenn die Behandlung und Medikamenteneinnahme in einem frühen Stadium beginnt, kann die Krankheit zumindest aufgehalten oder verlangsamt werden.

 

Natürlich ist die Diagnose Rheuma zunächst einmal ein Schock – vor allem für junge Menschen. Selbst ich, ein durchweg positiver Mensch der so gut wie nie zum Arzt gegangen ist, wurde von der Diagnose Rheuma, die ich mit Anfang 20 gestellt bekam, zunächst stark getroffen und völlig aus der Bahn geworfen. Doch über die Jahre habe ich mir einen positiven Umgang mit der Krankheit angeeignet – ja, ich empfinde sie sogar als Lehrer, der mir so einiges darüber beibringt, was im Leben wirklich wichtig ist.

 

Eine Diagnose, die mein Leben verändert hat

 

Angefangen hat alles vor mehr als 15 Jahren mit ziehenden Schmerzen im Lendenwirbelbereich, die sich bis in den Fuß hinunterzogen und die mich sogar daran gehindert haben, von einem Stuhl aufzustehen. Innerhalb kürzester Zeit verschlimmerten sich die Schmerzen weiter und selbst eigentlich einfache Dinge wie hinsetzen oder aus dem Bett aufstehen, Socken anziehen oder die Haare kämmen waren aufgrund der ziehenden und zeitgleich stechenden Schmerzen sowie der Bewegungseinschränkungen kaum mehr möglich.

 

Anstatt mein Leben aktiv draußen, beim Wandern oder Tennisspielen zu verbringen, habe ich plötzlich viel Zeit in Wartezimmern verbracht. Viele Monate, Untersuchungen, Überweisungen, Arzttermine und Röntgenbilder später wurde dann die Diagnose gestellt. Leider auf eine Weise, die mir zuerst einmal jeden Mut nahm, dass sich meine Situation irgendwann wieder bessern könnte. Die Krankheit, so wurde mir gesagt, würde nur schlimmer werden, daran könne man nichts ändern und ich sollte mich am Besten schon mal an die Schmerzen gewöhnen. Ich konnte einfach nicht glauben, dass sich mein Leben plötzlich so stark ändern sollte.

 

Zunächst habe ich versucht, die Schmerzen zu ignorieren und die Einnahme von Medikamenten so weit wie möglich hinausgeschoben, doch irgendwann musste ich einlenken, was sich hinsichtlich der Schmerzreduktion und dem Rückgang der Entzündungen sehr positiv bemerkbar gemacht hat.

 

Die Krankheit als Weg zur positiven Lebenseinstellung

 

Ich habe mich mittlerweile mit meiner Krankheit angefreundet und lebe nach dem Motto: Ich habe zwar die Krankheit, doch die Krankheit hat nicht mich. Das Rheuma hat mir sogar geholfen, zu erkennen was im Leben wirklich wichtig ist und erinnert mich immer wieder daran, mich an den kleinen Dingen und den ganz besonderen Momenten zu erfreuen. Während ich früher meiner Gesundheit kaum Aufmerksamkeit geschenkt und sie als selbstverständlich angesehen habe, ist es mir heute besonders wichtig, meinem Körper das zu geben was er wirklich braucht. Dabei geht es nicht nur darum, mich gesund zu ernähren und darauf zu achten, genügend entzündungshemmende Nahrungsmittel zu mir zu nehmen, nein es geht auch darum, meinem Körper Ruhepausen zu gönnen wenn er sie braucht, ihm aber dennoch auch dann die nötige Bewegung zu verschaffen, wenn ich eigentlich einmal keine Lust habe, Gymnastik zu machen oder spazieren zu gehen.

 

Eine positive Einstellung zum Leben – und ganz besonders zum Leben mit Rheuma – hat dazu geführt, dass ich mit meiner Krankheit im Reinen bin. Ich habe meine Schmerzen unter Kontrolle, bin sogar oft ganz schmerzfrei und weiß wie ich bei Entzündungen gegensteuern und mir selber Mut machen kann. Ich kann meine Gedanken zur Ruhe bringen und meinem Körper mit tiefen Atemzügen und einem an meine Situation angepassten Fitnessprogramm Erleichterung verschaffen. Wie gesagt: Ich habe die Krankheit, aber die Krankheit hat nicht mich.

 

Das Leben genießen trotz Rheuma

 

Im Gespräch mit anderen Betroffenen habe ich schnell gemerkt, dass viele Rheumapatienten das Gefühl haben, der Krankheit hilflos ausgeliefert und ausschließlich auf die Hilfe von außen angewiesen zu sein. Doch im Laufe der Zeit habe ich gelernt, dass dies nur Bedingt der Wahrheit entspricht, denn unser Körper hat wunderbare Selbstheilungskräfte und wenn wir wissen, wie wir diese einsetzen und aktivieren können, dann können wir unsere Situation deutlich verbessern. Ich konnte beispielsweise durch die Umstellung meiner Ernährung meine Medikamenteneinnahme  auf ein für meinen Körper sehr viel verträglicheres Maß reduzieren und kann nun langfristig gut mit einer geringeren Dosis leben. Weil es natürlich dennoch wichtig ist, die Tabletten regelmäßig und zur selben Zeit einzunehmen, nutze ich unter anderem die Mediteo-App, um mir den Alltag zu vereinfachen.

 

Zu Beginn meiner Krankheitsgeschichte konnte ich kaum positive Berichte von Betroffenen finden und musste mir das Wissen um die richtige Ernährung, Bewegung und Lebenseinstellung mühsam und in jahrelanger Recherche selbst aneignen. Deshalb habe ich vor einigen Jahren angefangen, über meine eigenen Erfahrungen im Umgang mit Rheuma zu bloggen. Mein Blog soll denjenigen helfen, die – ebenso wie ich damals – von einer plötzlichen Diagnose aus der Bahn geworfen werden und nun gar nicht wissen, wo sie anfangen sollen oder dass sie selbst durchaus etwas für sich tun können. Denn: Sich trotz der Diagnose Rheuma eine hohe Lebensqualität zu erhalten ist gar nicht so schwer, wenn man nur weiß wie – und wo man anfangen soll.

 

 

Über die Autorin

Lisa Feldmann arbeitet ortsunabhängig als freie Journalistin und Redakteurin. Seit ihrer eigenen Rheuma-Diagnose beschäftigt sie sich intensiv mit Methoden zur Schmerzreduktion und dem positiven Umgang mit der Krankheit. Vor einigen Jahren hat sie angefangen, über ihre Erfahrungen zu bloggen und auf ihrem Blog Rheuma Optimist thematisiert sie ihren Alltag mit Rheuma, mit dem Ziel, anderen Betroffenen Mut zu machen.

 
 
 
 
 

Beiträge, die durch die Rubrik Patientenblicke gekennzeichnet sind, geben die Meinung des jeweiligen Autors und nicht immer die Meinung der Mediteo GmbH wieder. Patientenblicke dient lediglich dazu, verschiedene Sichtweisen und Meinungen von Betroffenen und Angehörigen aufzuzeigen und Einblicke in deren Lebenssituation zu ermöglichen.

 

 

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